Tag 26 ... Finish-Line

Dushanbe > Shirkent National Park.

Wir sind kurz vor dem Ziel. Dem Ziel, das wir seit genau einem Jahr vor Augen haben. Damals haben wir mehrmals täglich auf den Livetracker der Tajik-Rally 2016 geschaut und beschlossen: das wollen wir auch. Und jetzt trennen uns keine 50 Kilometer mehr von der Ziellinie!

Wir klettern zufällig gerade noch rechtzeitig aus dem Bett, um duschen zu können, bevor in weiten Teilen der Hauptstadt mal wieder das Wasser abgestellt wird. Gegen 10 Uhr stehen wir wie vereinbart in der Werkstatt. Vom Caddy keine Spur, stattdessen macht ein Mechaniker sein Nickerchen. Wir fragen uns erschrocken, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist... als Sepp fast geräuschlos die Straße herunterkommt. Die Schweißarbeiten am Auspuff wurden outgesourced, das uns bisher begleitende laute Klappern hat ein Ende. Und der Anlasser läuft auch! Wir sind erleichtert. Das Ersatzteil ist unverhältnismäßig teuer, aber mit der Überlassung der Reste unserer "mobilen Werkstatt" können wir den Preis deutlich drücken.

Im Lagerraum der Caritas können die Rallye-Teilnehmer die Sachen ablegen, die nicht nach Hause geflogen werden sollen. Hier liegt, was nicht schon unterwegs verschenkt wurde: Kanister, Zelte, Schlafsäcke, Decken, Isomatten, Kochgeschirr und Werkzeug... Teile unserer Ausrüstung komplettieren den Haufen und nun haben wir außer ein paar wichtigen Caddy-Ersatzteilen und Geschenken für Mashhura nur noch Medikamente im Auto.

Über alle Grenzen hinweg haben wir davon unerschrocken nach Tadschikistan gebracht, was wir nicht in Rumänien gelassen haben. Vor allem aus Sorge vor den besonders strengen usbekischen Grenzern hatten wir dort am 3. Tag bereits ein paar vermeintlich heikle Präparate übergeben. Immerhin noch zwei volle Kisten mit wertvollen Blutdruck- und Blutzucker-Messgeräten sowie teures Verbandsmaterial können wir jetzt überreichen. Tausend Dank auch hierfür, Dr. Claus! Ausgesucht und empfohlen wurde uns der Empfänger von zwei Teilnehmern der ersten Tajik-Rally, die sich sehr dafür eingesetzt haben, dass die Sachen vor Ort in die richtigen Hände geraten: Danke sehr Antje und Wojtek! Pünktlich um 12 Uhr treffen wir also einen Assistenten von Prof. J. Gaibov, Leiter des "Scientific Center of Cardiovarcular and Thoratic Surgery". Der Professor lässt sich wegen OP-Terminen entschuldigen, der Assistent bedankt sich ausgesprochen herzlich und wir bereuen schon wieder unsere mangelnde Zeit: zu gerne hätten wir uns das Krankenhaus ansehen wollen.

Nach einem kurzen Bazar-Besuch per hoteleigenem Fahrrad (um eine flugzeugtaugliche Tasche zu kaufen) ist es endlich soweit: Wir starten gemeinsam mit unserer „Schweizer Garde“ (den Schweizer Teams „Tajik Spirit“ und „FaMou'S ex“) zur Zielgeraden. Ein letztes Mal wird das Road Book bemüht, um das Resort zu finden, das weder Google noch irgendein Routenplaner kennt. Der Shirkent National Park liegt nord-westlich von Duschanbe und bietet die angemessene Kulisse für unsere Zieleinfahrt :-)

Ein letztes Mal stauben wir durch die Landschaft, sind erstaunt über die massive Dichte der Präsidentenporträts und freuen uns über winkende Menschen am Straßenrand. Sepp gibt alles - und unser LKW-Horn auch. Ein kleines Dorf, eine löchrige Schotterstraße, ein paar steile Kurven und eine Brücke – dann haben wir es geschafft. Der Empfang ist großartig, das Gefühl unbeschreiblich. We made it!! Ab jetzt wird gefeiert... Rauschend, fröhlich, erleichtert, begeistert, voller Glück und Dankbarkeit!