Tag 16 ... Glänzende Pracht und schnöder Mammon

Usbekistan

Samarkand > Angren.

 

Wir nutzen unseren privilegierten, schattigen Parkplatz im Innenhof für einen ausgiebigen Auto-Check: die reparierte Felge hält! Wir müssen Reifendruck und Ölstand prüfen, Scheiben putzen und Müll entsorgen. Sogar das verloren gegangene Blinkerglas vorne rechts ersetzen wir fachmännisch durch eine ge(panzer)tapte Plastiktüte. Wir breiten mit dem C-Team und den TaTours die Straßenkarten aus und planen die nächste Etappe. Zugunsten des Ferghana-Tals streichen wir Taschkent von unserer Liste.

 

Wir wollen den Registan unbedingt noch einmal bei Helligkeit und vor allem aus der Nähe sehen und sind völlig beeindruckt von dem sich uns bietenden monumentalen Glanz. Doch egal, durch welche reich geschnitzte Tür wir auch gehen – wir stehen in einem Shop. Um verborgene Winkel zu finden, haben wir schon wieder nicht genug Zeit. Unübersehbar ist der Weg zum Markt, denn auch Samarkand hat natürlich seine Fußgänger-Prachtmeile. Wieder glänzt der Boden und wieder haben die Geschäfte Schaufenster, was in Usbekistan eher unüblich ist. In einem der Schaufenster prangt deutlich ein Schild „Post-Office“, dahinter steht ein großer Tisch mit Ansichtskarten. Aber die haben wir schon längst wieder selber gemacht, dank des sensationellen Sprocket-Fotodruckers im Taschenformat, den uns hp samt selbstklebendem Fotopapier zur Verfügung gestellt hat. So schnell und unbürokratisch haben wir bisher auf der ganzen Reise nie Briefmarken bekommen – der nächste Schwung Postkarten geht auf die Reise.

 

In Luftlinie sind wir nicht mehr weit von der Ziellinie entfernt und es wäre ein Leichtes, südöstlich von Samarkand über die Grenze nach Tadschikistan zu fahren um entspannt an der ersten Zielparty teilzunehmen. Aber inzwischen sind wir mit unserem nur begrenzt Rallye-tauglichen Rollstuhlfahrzeug schon so weit gekommen, dass wir hoffen, den (ursprünglich ja so geplanten) Umweg über den Pamir-Highway auch noch zu schaffen.

 

Beflügelt von dieser Aussicht „rasen“ wir auf dem Weg nach Angren in eine Radarfalle (Sepp ist eben fix!) und müssen nach knapp 6.500 km unser erstes Bußgeld zahlen: Am Checkpoint wird Susanne das Radarfoto mit 84 km/h präsentiert, dumm stellen klappt also nicht. Wo das Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung allerdings hat stehen sollen, bleibt unklar. Sicher ist jedoch, dass jedes zweite Auto an dieser gesperrten Stelle zahlen muss. Die 40 US-Dollar verschwinden ebenso hurtig wie dezent unter einer Kladde und wir dürfen (ganz ohne Quittung) weiterrasen... Die zahllosen Kontrollen an den Bezirksgrenzen, die Registrierungen und die Suche nach Diesel kosten Zeit. Der Auspuff klappert lauter als sonst, aber die Sonne steht schon tief und wir haben kaum noch usbekisches Geld. Also Auspuff klappern lassen und Bank suchen. Irgendwann steht Silke vor einem Schalter, um US-Dollar gegen usbekische SUM zu tauschen, und traut ihren Augen nicht, als direkt hinter ihr in Griffweite plötzlich auf zwei Tischen bündelweise Geld gestapelt wird. Zwei Mitarbeiterinnen tragen, beide Arme nach vorne gestreckt, unfassbare Mengen an Geldscheinen aus dem Tresorraum und legen sie hier einfach ab, um sie anschließend in Säcke zu werfen und auf den Geldtransporter zu warten... (Fotografieren war leider verboten.)

 

Wir verlassen den Ort und haben bei der schnell einbrechenden Dunkelheit kaum noch Zeit, einen schönen Platz zum Übernachten zu finden. Irgendwann biegen wir letztlich auf einen Feldweg parallel zur Autobahn ein, kommen aber nicht wirklich von der Autobahn weg. Die Aussicht passt, der Geräuschpegel eher nicht, aber egal: Im Sepp ist es überall gemütlich. Und nach dem Auspuff schauen wir morgen.

song des tages

French Tobacco:

"Mexico"



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