Tag 15 ... Auf den Spuren der Karawanen

Usbekistan

Buchara > Samarkand.

 

Unser B&B ist ein Treffpunkt für Backpacker aus Asien und Europa. Wir treffen ein Paar aus Japan, das gerade den Pamir-Highway hinter sich hat und ihn unserem Caddy zutraut - sie selber haben überhaupt keine Probleme gehabt. Ein Tramper, den sie mitgenommen hatten, fand die Fahrt hingegen ziemlich anstrengend. Wir werfen einen Blick auf ihren deutlich komfortablen SUV und fühlen uns genauso schlau wie vorher. „Beck“, Betreiber des kleinen B&B, spricht ausgezeichnetes Englisch und berichtet, dass bereits im letzten Jahr Teilnehmer der Tajik-Rally bei ihm zu Gast waren. Seine Mutter serviert im lichtdurchfluteten Innenhof ein ausgezeichnetes und üppiges Frühstück, schenkt uns eine Vogelpfeife und verabschiedet sich innig von uns. Sie liebe besonders ihre deutschen Gäste, übersetzt Beck für uns ihre warmherzigen Worte und ergänzt, das könne er nur bestätigen. Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass er das nicht zu jedem sagt, egal welcher Herkunft, und freuen uns.

 

Die historische Altstadt liegt fußläufig nur wenige Minuten entfernt. Wie Chiwa ist sie in wahnsinnig gutem Zustand – nur größer und viel touristischer. Entlang der „Prachtmeile“ liegt zunächst ein Hotel neben dem anderen, dann schließen sich die Souvenir-Geschäfte und fliegenden Händler an. Deren Schals, Keramiken, Pelzmützen, Holzschnitzereien und Teppiche sind wundervoll, aber wir haben bei dieser Mischung aus Kommerz und Hochglanz-Politur, nicht nur des gefliesten Bodens wegen, ein Störgefühl. Schnell schlagen wir uns in eine Nebengasse und stehen schon nach wenigen Schritten zwischen heruntergekommenen (wenn auch charmanten) Fassaden, baufälligen, niedrigen Häusern auf unbefestigtem, staubigem Untergrund.

 

Es ist Sonntag und auf Schritt und Tritt begegnen uns Kinder, die ausnahmslos fröhlich winkend „Hello, how are you?“ rufen. Ältere Menschen kommen auf uns zu, fragen nach unserer Herkunft und heißen uns willkommen: „Welcome to Bukhara!“. Gegen Mittag setzen wir uns ins wieder ins Auto. Wie so oft in den letzten Tagen hupen die Vorbeifahrenden, halten ihre Daumen hoch, lachen und winken. Wenn wir an einer roten Ampel oder während einer Rast mit den Menschen ins Gespräch kommen, hören wir immer wieder „Angela Merkel“ oder die Namen verschiedener deutscher Fußball-Nationalspieler (Manuel Neuer führt dabei). Stadtauswärts sehen wir mit Scanner-Blick eine Tankstelle mit Diesel-Schild. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit unseren Tank zu füllen. Wir fahren also näher heran, doch die Tankstelle ist geschlossen. Drei Männer sitzen im Schatten einer Zapfsäule und werden den TaTours nach Diesel befragt. Einer von ihnen zückt gleich sein Handy, steigt bei Wolfgang und Astrid ins Auto und fährt mit uns in eine Nebenstraße. Wir haben ein Nukus-dejà-vu, bekommen Sprit aus durchsichtigen Plastikflaschen (so sehen wir wenigstens, dass er keine Schwebstoffe enthält und nicht mit Wasser verdünnt ist) in den Tank, verschenken Stofftiere... und unsere US-Dollar werden auch gerne genommen.

 

Auf dem Weg nach Samarkand halten wir nachmittags in einem der zahllosen Straßenrestaurants. Das 61-jährige Familienoberhaupt der Betreiber kann sogar noch ein paar Brocken Deutsch, die er einst in der Schule gelernt hat. Wir bestaunen die Herstellung von "SamSam"-Teigtaschen im traditionellen Lehmofen und können daneben ein paar kleinen Mädchen in Sonntagskleidern mit Plüschtieren eine Freude machen. Überhaupt finden wir die Frauen und Kinder in diesem Land besonders gut gekleidet. In unserer Rallye-Kluft fühlen wir uns daneben nicht immer wohl.

 

Wir bekommen von den Teams 10 und 15 einen Tipp für eine Unterkunft in Samarkand aufs Handy. Mitten im Zentrum der Stadt, auf einer vergleichsweise sauber asphaltierten Straße, erwischen wir kurz vor dem Ziel die „Mutter aller Schlaglöcher“: ob der Gullydeckel fehlt oder nur ordentlich abgesackt ist, können wir bei dem Tempo des fliessenden Verkehrs nicht erkennen. Noch bei Helligkeit erreichen wir unsere Unterkunft: Das kleine Hotel liegt in einer engen Nebengasse nahe des "Registans", dem Highlight Samarkands. Der junge Besitzer öffnet uns das große Tor zum kleinen Innenhof uns wir dürfen unseren staubigen Caddy zwischen der Rezeption, Eingang und dem „Taptschan“ parken. Als wir aussteigen, hören wir es, bevor wir es sehen: die Felge rechts hinten hat ordentlich einen mitgekriegt und der Reifen verliert Luft. Wolfgang schwingt schnell und beherzt den Hammer und das Problem ist gelöst! Danke!

 

Das C-Team ist noch da, weil es ebenfalls einen Reifen zur Reparatur geben musste. Gemeinsam gehen wir nach Einbruch der Dunkelheit zum Registan, der als einer der prächtigsten Plätze Mittelasiens gilt. Nachdem wir im Reiseführer von der Ton-Bild-Show gelesen hatten, waren wir uns zwar einig gewesen, diesen Touri-Kitsch nicht haben zu müssen. Zufällig startet sie (verspätet) genau in dem Moment, in dem wir uns dem UNESCO-Weltkulturerbe nähern und wir müssen zugeben: sie ist großartig! Eine unvergleichliche Lightshow umrahmt den Streifzug durch die wechselvolle Geschichte Usbekistans bis hin zur Unabhängigkeitserklärung am 1.9.1991. Die Usbeken sind stolz auf ihr Land. Wir hoffen so sehr, dass sie sich irgendwann nicht mehr selbst blockieren (wie wir es allein durch den endlosen Regisitrierungszwang an zahllosen Regionalgrenzen und Hotels oder mühsame und langsame Bürokratie in den Banken erleben) und in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung mehr Fahrt aufnehmen können. Die Menschen, denen wir begegnen, sind alle so sehr bemüht! 

song des tages

Toktok vs Soffi O.:

"Day of mine"

Danke an DR. claus



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