Tag 11 ... Grenzerfahrungen

Kasachstan - Usbekistan

Gur'yev > Karakalpakistan.

 

Was Radio Hamburgistan kann, können wir auch: Zum Frühstück gibt’s „Guten Morgen, Sonnenschein“ von Nana Mouskouri auf die Ohren. Wir starten in den Staub. Die Sonne brennt, die Luft flimmert, seit Tagen ist keine Wolke am Himmel. Die Staubwolken, die vom Wind, von vorbeifahrenden und überholenden Autos und vor allem von LKW aufgewirbelt werden, sind gewaltig. Die Löcher in den Straßen sind es auch. Auf der kaputten Straße geht unsere Hecktür immer wieder auf. Sie rutscht ständig aus der Halterung und wir halten alle paar Kilometer an, um den Schlitz zu schliessen. Irgendwann werden die Schläge so groß, dass die linke Heckklappe komplett aufspringt, mitten in der größten Staubwolke. Wir sehen nichts mehr, und als der Staub sich legt, wollen wir lieber auch nicht sehen, wie unser Innenraum aussieht. Von uns mal ganz abgesehen. 

 

Entlang der Straße Richtung Beyneu tauchen plötzlich zwei Männer in oranger Kluft aus dem Nichts auf, die zu Fuß Müll vom Straßenrand einsammeln. Wir fahren in die von ihnen entgegengesetzte Richtung und sehen alle paar Kilometer Müllsäcke am Straßenrand, die darauf warten, irgendwann von einem Müllwagen eingesammelt zu werden. Entlang der Strecke stehen Gasleitungen, die sich mal nach unten und mal nach oben winden: Dehnungselemente und Durchfahrtsmöglichkeiten. Alles in allem ein skurriles Bild...

 

Wir nähern uns nur langsam der Grenze. Alle anderen Teams, die mit uns gecampt haben, sind weit voraus, aber wir können unseren Sepp nicht schneller über die schlechte Straße schicken. Der Tag bekommt Längen, die Strecke auch, wir sind müde und angestrengt. An der Grenze landet zeitgleich mit uns ein Militärhubschrauber, der mit seinen Rotorblättern noch mehr Staub aufwirbelt und uns den Rest gibt. 

 

Am ersten Schlagbaum strahlt der kasachische Grenzbeamte Susanne mit seinen gesamten Deutschkenntnissen an: "Isch libbe Disch". Mensch, jetzt wo wir das Land verlassen! Da wir als die letzten Rallye-Teilnehmer in der Reihe vor dem Schlagbaum stehen, kennen die Grenzer die Tajik-Geschichte. Als Touristen sind wir sowieso unschwer zu erkennen. Der spontan verliebte Zöllner winkt uns direkt an den Einheimischen vorbei zur Zoll-Kontrolle. Der Beifahrer muss wieder separat passieren, der Fahrer wie immer über einer Grube das Auto inspizieren lassen. Beim Anblick der vor uns stehenden Rennwagen, die bis zur letzten Nische penibelst auseinander genommen werden, richtet sich Susanne auf eine wirklich lange Wartezeit ein und versucht, wenigstens schon mal das Technik-Equipment vom Staub zu befreien. Mit Blick auf unseren völlig verdreckten Innenraum haben allerdings die Grenzer Mitleid mit uns. Oder mit sich selbst, denn nur mit spitzen Fingern lupfen sie halbherzig die Schlafsäcke, lassen Susanne nur eine einzige Kiste herausnehmen und haben schon genug gesehen. Am allerletzten Schlagbaum in Usbekistan schaut der Soldat von Susanne zu ihrem Passfoto und zurück und lässt uns mit einem "WOW" (was auch immer das bedeuten sollte...) in sein Land. Wir schaffen dank des Mitleid-Bonus den Grenzübertritt schneller als unsere Rallye-Kollegen und treffen uns beim Versicherungsagenten und SIM-Karten Dealer wieder. Same Procedure. 

 

Zusammen mit den beiden österreichischen Teams, den Schweizern, den Chemnitzern und TaTour schlagen wir rund 10 Kilometer hinter der Grenze das dritte Lager in Folge auf. Moritz (FaMou'S ex) repariert mal eben unsere Hecktür und alle haben Schnaps dabei. Der Tag ist gerettet. 

song des tages

Nana Mouskouri:

"Guten Morgen, Sonnenschein"

danke luis & lotti



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