Tag 10 ... Asien!

Kasachstan

Zabürün’e > Maykömgen.

 

Wir haben alle so gut und erholsam geschlafen wie lange nicht mehr, kochen Kaffee in der Mitte unseres Wagenburg-Lagers und freuen uns auf die nächste Etappe. Die geografische Grenze zum asiatischen Kontinent ist nicht mehr weit! Wir rumpeln über immer schlimmere Straßen und Susanne bedankt und entschuldigt sich abwechselnd bei Sepp für unvermeidliche Schläge. Er ist so unglaublich tapfer und wir sind wahnsinnig stolz auf ihn, dass er am Vormittag - im 6. Land unserer Reise - 4.000 km mehr auf der Uhr hat. Bis Atyrau sind die Straßen bisher die maximale Katastrophe, aber wer weiß, was noch kommt. In Atyrau fragen wir Einheimische nach dem Weg zum Kaspischen Meer, das wir bisher trotz der flachen Steppe von der Straße nicht sehen konnten. Doch was von daheim über Google Earth schon nicht zu finden war, bleibt auch vor Ort unerreichbar. Der in der Straßenkarte eingezeichnete Hafen ist nur ein Binnenhafen, der über einen Kanal mit dem Meer verbunden ist. Die Straße endet dort, was uns Team 15 später bestätigt. Die einzige Möglichkeit ans Meer zu kommen, wäre tatsächlich nahe unseres letzten Camps gewesen, doch das uns vorausfahrende Team Hamburgistan hatte bereits vor der Sandpiste resigniert und wir hatten es mit unserem Caddy so kurz vor Einbruch der Dunkelheit nicht riskieren wollen. Schade! Für uns unvorstellbar, dass der Zugang zum Meer an dieser Uferseite überhaupt keine Rolle spielt.

 

Wir verlassen die Stadt in Richtung Kulsary und sofort werden die Straßen schlagartig besser. Um 15 Uhr fahren wir über den Ural, die geografische Grenze des Europäischen Kontinents! Sepp hat es an dieser Stelle schon bis nach Asien geschafft. Danke Matthias!

 

Außerhalb der Stadt können wir bis zu 120 km/h fahren (erlaubt sind 90 km/h) und Strecke machen. Das tun wir nicht nur dem Bielefelder Kontrollzentrum zuliebe, das sich inzwischen ebenfalls eingeschaltet und uns anscheinend vor allem dann im Blick hat, wenn wir mal nicht den direkten Weg nehmen. Die vielen mobilen Polizei-Kontrollen achten zum Glück vor allem darauf, dass man mit Licht fährt...

 

Der Blick über die flache Steppe bleibt nur an zahllosen Strommasten und vereinzelten Tier-Skulpturen und Schildern der jeweiligen Bezirke am Straßenrand hängen. Sonst kommt links und rechts bis zum Horizont sehr lange NICHTS. Hin und wieder fahren wir an Friedhöfen vorbei. Die Gräber, quadratisch aus Ziegeln hochgemauert, sind mit Türmchen versehen. Manche Turmspitzen sind kostbar verziert, einige mit Halbmond. Ab und zu treffen wir Kamele, Schafe und Ziegen. Am Straßenrand sitzt eine alte Frau vor einer einzigen Flasche Kamelmilch. Die Autos, die wir außer den LKW treffen, sind mehrheitlich weiß, manchmal grau oder silber, und ausnahmslos blitzeblank. Am Steuer sitzen ausschließlich Männer. Wir sehen in ganz Kasachstan nur zwei Frauen hinter dem Lenkrad, beide innerorts, eine davon in Qulsary. Wir besuchen dort den Bazar und füllen unsere Lebensmittelvorräte auf, weil wir Team Hamburgistan den Wunsch nach einer weiteren Camp-Nacht in Kasachstan nicht abschlagen können. Über Funk unterhalten sie uns unermüdlich als „Radio Hamburgistan“ mit Schlagern, die an die Qualität der kasachischen Straßen heranreichen und wir bedauern schon jetzt, dass die beiden ab morgen nicht mehr mit uns „4-Wochen-Chillern“ weiterfahren können. Sie haben es eilig, zu ihrer früheren Zielparty zu kommen.

 

Wir suchen lange nach einem geeigneten Platz zum Campen bis wir eine kleine Senke mit etwas höheren Büschen finden, um nicht sofort von der Straße aus sichtbar zu sein. Büsche und Senken sind in dieser Gegend aber so gut wie nicht vorgesehen. Wir parken unseren Sepp schließlich mit Schlafrichtung zum Sonnenaufgang und entdecken einen Schlag in der Felge seines rechten Hinterrades. Susanne holt den Hammer aus der Zarges-Box (beides wohlbedachte Sachspenden unseres Bielefelder Kontrollzentrums – Danke Nils!!) und nach ein paar kräftigen Schlägen (mit Wolfgangs Hilfe) ist die Felge wieder in Form.

 

Nach dem letzten Bier aus der Heimat legen wir uns nochmal unter den einzigartigen kasachischen Sternenhimmel.

song des tages

Sofi Tukker:

"Drinkee"

danke an nicole



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