Tag 9 ... Wo geht's zum Kaspischen Meer?

Russland -> Kasachstan

Astrachan > Zavürün’e.

Das Kontrollzentrum wähnt uns die ganze Nacht in einer Bier-Kneipe. Aber Google Maps ist ja nicht immer auf dem allerneusten Stand mit seinen POIs ;-). Trotzdem werden unsere Nächte immer kürzer, die fortschreitende Zeitumstellung macht es nicht besser. Frühstücken, packen, verstauen, Abstimmung des nächsten Zwischenziels und Technik-Check werden zur Routine. Wir verabschieden uns von den Bayerischen Buam und den Schildkröten, die ab jetzt eine andere Richtung einschlagen. Sie haben kein Visum für Usbekistan und wollen direkt von Kasachstan nach Kirgistan einreisen.

 

Bei Helligkeit betrachtet macht Astrachan auf uns einen gemütlichen und entspannten Eindruck. Wir fragen uns zu einem Laden durch, um unsere Vorräte für die dünn besiedelte Strecke durch Kasachstan aufzufüllen. An der russischen Grenze sind wir überrascht, wie schnell wir aus dem Land herauskommen. Nach einer knappen halben Stunde Wartezeit sind wir... im Niemandsland. Die kasachische Grenze bleibt lange außer Sichtweite. Acht Kilometer später erwarten uns die nächsten Grenzer, mit viel offenerem Blick. Sie bringen stolz ihre Englischkenntnisse an. Über der Grenze hängt tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift „Welcome!“. Auf der Rückseite des Schildes, in Richtung Russland, steht „Good Luck“. Wir beschließen, den Humor der Kasachen zu mögen. Die Zettel, die man an einem Schlagbaum ausgehändigt bekommt (auf denen vermerkt wird wie viele Personen mit dem Auto die Grenze übertreten) und am nächsten oder übernächsten oder überübernächsten wieder abgeben muss, werden immer kleiner, je weiter wir nach Osten kommen. Die Menschen werden immer freundlicher. Wir sammeln wieder Unterschriften für die Motorhaube und müssen nach der Grenze zum ersten Mal eine Autoversicherung kaufen. Ab hier fühlen sich deutsche Autoversicherer nicht mehr zuständig. Die Versicherungsdealer stehen am Straßenrand, gleich neben den Geldwechslern. Mit zwei anderen Teams verhandeln wir im Dreier-Pack und zahlen schließlich 1.600 Rubel (knapp 3 Euro) pro Auto.

 

Während wir warten, erfährt ein Rallye-Kollege von einem Einheimischen, dass die südlichere von den beiden weiterführenden Straßen die deutlich bessere sei, obwohl sie nur eine Nebenstraße ist. Nach den Berichten der vorausfahrenden Teams kann es nur besser werden. Tatsächlich kommen wir auf diesem Stück besser voran als erwartet. Die Straße endet in Ganyushkino. Ab jetzt fahren wir auf der Seidenstraße! So geschmeidig der Name auch ist, die Straße ist es nicht!!! Auf dieser sagenumwobenen, geschichts-trächtigen Strecke unterwegs zu sein ist unbeschreiblich. Die Straßenverhältnisse und der einheimische Fahrstil sind es aber auch. Jetzt wissen wir, warum deutsche Versicherer an dieser Stelle aus der Nummer aussteigen.

 

Nach wenigen Kilometern sehen wir die ersten Kamele am Straßenrand. Leere, bunte Plasikkanister um den Hals scheinen das Erkennungsmerkmal der Herde zu sein. Während wir eine Stelle suchen, von der wir hoffen über Feldwege bis ans Kaspische Meer zu kommen oder es wenigstens zu sehen, erreicht uns ein Hilferuf vom Team Hamburgistan. Nur wenige Kilometer von uns entfernt haben sie ihren BMW auf der Suche nach einem Platz zum Campen regelrecht in den Sand gesetzt. Gemeinsam mit TaTour und dem C-Team ziehen wir die Karre aus dem kasachischen Steppen-Sand und richten an dieser Stelle unser gemeinsames Lager für die Nacht.

Die Sonne versinkt zwischen aromatisch duftenden Büschen und nicht ganz so aromatischen Haufen von Kameldung. Wir überlegen kurz, damit ein Lagerfeuer zu machen, holen wegen der Trockenheit aber doch lieber die Teelichter heraus. Über uns wölbt sich ein großartiger Sternenhimmel: Die Milchstraße leuchtet direkt über der Seidenstraße. Nur das Kaspische Meer sehen wir nicht.

song des tages

Die fantastischen Vier:

"Tag am Meer"

danke an NADJA



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Kommentare: 2
  • #1

    Mutti (Freitag, 15 September 2017 12:17)

    Freue mich sehr, wieder von Euch einen Bericht lesen zu können und Fotos zu sehen. Leider klappt es mit dem Live Tracker nicht so gut, wie am Anfang. Den öffne ich natürlich mehrmals am Tag !
    Liebe Grüße- auch an Susanne - und weiter gute Fahrt
    Mutti

  • #2

    Thomas K. (Freitag, 15 September 2017 14:53)

    Hallo TaChicks, habt ihr euch mal wieder den Schlaf geraubt und an eurem Blog weitergeschrieben?! Danke dafür! Es ist wieder - wie eigentlich immer - ein ganz toller "Reisebericht" geworden. Als es nach zwei Tagen nichts Neues von euch zu lesen gab, machte ich mir schon Sorgen um euch. Zum Glück konnte ich über das Live-Tracking sehen, dass sich eure Position zumindest tagsüber immer wieder Richtung Ziel veränderte.
    Glückwunsch zu eurer gelungenen Routenwahl / Navigation!! Trotz der "Kürze" eurer Wegstrecke seid ihr dem Rallyeziel schon recht nah. Andere Teams haben da deutlich mehr Kilometer "gefressen" und liegen doch hinter euch. Weiterhin viel Glück bei der Rallye und immer eine Handbreit Luft zwischen dem Untergrund und der Rolli-Rampe von Sepp!!
    Grüße aus Neckarmühlbach

    PS: Susanne, du hättest dein Buch "Cool Camping Wohnmobil" gerne 30/40 Jahre früher auflegen können, dann wäre mir der Umstieg vom Zelt aufs WoMo sicher gewesen. Ein wirklich gelungenes Buch, das Wünsche / Träume weckt!