Tag 6 ... Ab Kursk immer geradeaus

Russland

Kursk > Campingplatz Borrisoglebsk

 

Wieder haben wir viel zu kurz geschlafen, weil zu lange gearbeitet. Aber ein sehr leckeres französisches Frühstück in einem serbischem Café auf der russischen Prachtmeile von Kursk bringt uns zumindest mental wieder nach vorne. Wir bummeln ein bisschen die Straßen auf und ab und würdigen den Paradeplatz mit allen zu würdigenden Ordensträgern, bevor wir Sepp aus dem Hochsicherheitstrakt (Hinterhof des Hotels) holen. Es geht straight Richtung Osten bis Borisoglebsk. Die Hauptstraßen (mit kilometerlangen Baustellen, an denen erstaunlich wenig Arbeiter erstaunlich unbeschäftigt scheinen) sind komfortabel: bis exakt zum Straßenrand. Dahinter bricht die Straße regelrecht ab und wird zur Buckelpiste. Innerorts weiß man durch fehlende Fahrbahnmarkierung oft nicht, auf welcher Fahrbahn man gerade ist - was aber allen anderen Verkehrsteilnehmern (und damit auch uns) völlig egal ist.


Wir nehmen den Rallye-Gedanken wirklich ernst und machen nur Halt für Fahrerwechsel. Nur eine Ausnahme machen wir, als wir an einer schier in den Himmel ragenden Ähre vorbeikommen. Wir vermuten einen russischen Hinweis auf die „Kornkammer Europs“, was uns nicht nur an das bisher ausgefallene Mittagessen, sondern auch an unseren Vorrat an leckeren „Hafervoll“ Flapjacks erinnert. In diesem 8,5 Minuten-Stopp treffen wir Team TaTour, die an dieser Stelle erstmal ihren Picknicktisch auspacken. Ohne uns! Wir sausen weiter ostwärts.

 

Exakt zum Richtungswechsel in den Süden bietet sich online ein Campingplatz an, den wir mit plötzlichem Einbruch der Dunkelheit suchen. Ohne genaue Adress-Angabe und trotz fehlender Beschilderung rumpeln wir über einen schmalen Waldweg zum unbeschrifteten Eingang... und wieder 1000 Dank an Matthias: Deine Scheinwerfer haben toll geholfen!


Jedenfalls bis zum 3 Meter hohen Stahlzaun. Schon wieder ein Hochsicherheitstrakt. Trotz klingeln, anrufen und laut hupen öffnet niemand. Wir kehren zurück an die Schnellstraße und überlegen, uns zum naheliegenden Motel eines Truck-Stops aufzumachen, als das Team TaTour uns einholt. Astrid probiert mit ihren Russisch-Kenntnissen nochmal die Telefonnummer und hat mit zähem Verhandeln Erfolg! Das Tor öffnet sich und wir bekommen zwei winzigkleine Hütten zum Übernachten zugewiesen. Zum ersten Mal können wir unseren wunderbaren CADAC-Kocher für die mitgebrachte Dose anwenden und verbringen einen gemütlichen Abend zwischen unseren Hütten im Kerzenschein.


Nach dem Zähneputzen schlendern Pascha und Juri mit ihren Bierdosen in der Hand zu uns herüber und fangen über unsere Landkarte auf der Motorhaube ein Schwätzchen an. Mit überraschend gutem Englisch übertönt Pascha seinen (sehr betrunkenen) Freund, der immer wieder ungläubig herausposaunt, wie unglaublich es es findet, dass wir ausgerechnet durch Russland („Whyyyy? Whyyyy Russiaaaa?“) fahren und nicht lieber durch die Türkei, samt Syrien, Iran, Irak und Afghanistan... Es entwickelt sich ein interessantes Gespräch über deutsch-russische Unterschiede. Pascha ist es ein großes Anliegen, nicht mit Putin in einen Topf geschmissen zu werden. Deutlich erklärt er uns aber auch, dass Diebstahl in Russland (aus Armut) völlig normal ist („just for fun“) und die Polizei generell nicht interessiert. Völliges Unverständnis rufen wir hervor als wir erklären, dass wir alle berufstätig sind und trotzdem so lange wegfahren können. Wir können es auch kaum glauben. Immer wieder Danke an Silkes Kollegen von IDS!

song des tages

Whilk & Misky:

"Clap your Hands"

danke an Nicole!



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Kommentare: 1
  • #1

    Janine Tatz (Sonntag, 10 September 2017 11:07)

    Hallo Tachicks,
    chapeau, chapeau, ich verfolge jeden Kilometr von euch und lese mit Begeisterung jeden eurer Berichte. Es ist wirklich einzigartig, was ihr erlebt und wie ihr das durchzieht. Ich wünsche euch weiterhin viel Glück und tolle Begegnungen. Silke bis bald, am 05.10. auf der Yogamatte ;-)). Liebe Grüße Janine